Horst Linn
„Linn“ – wie eine Synkope auf der Floor Tom kam der Name aus dem Telefon, wenn man ihn anrief. Meist ging es nach dem Gegengruß mit einem „Joo“ weiter, das dem linkshändigen Wischen mit dem Besen auf der Snare Drum bei einer Ballade à la Chet Baker entsprach. Horst Linn war durch und durch Jazzmusiker, auch in seiner Kommunikation mit Freunden und Kollegen – aber was er am liebsten spielte, war Bebop oder Cool Jazz, das musikalische Signet seiner saarländischen Szene. Und: Im Prozess des Machens wie in der Wirkung der Resultate sind sich seine Musik und seine Bildhauerei immer nah gewesen, haben einander bedingt, als Kunst wie als Lebensform.
Sein Werk ist gut dokumentiert, daher hier nur einige Hinweise zu seinem Weg. Am 14. Juni 1936 im saarländischen Friedrichsthal geboren, wächst Horst Linn in München auf. Ab 1946 wieder im Saarland, studiert er von 1956 bis 1961 an der staatlichen Werkkunstschule Saarbrücken sowie an der Universität des Saarlandes. In der Kunst nennt er als seinen wichtigsten Lehrer den Maler Karl Kunz, in der Kunstgeschichte ist es Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, in der Philosophie Hermann Krings – dieser lehrt nicht nur eine „Einheit aus Logik und Metaphysik“, sondern befasst sich auch mit den Wertkategorien der Filmkritik. All das formt sich bei Horst Linn zu einem außerordentlich komplexen Weltbild, dem er ein Leben lang nachspüren wird.
Während der Studienzeit beginnt Horst Linn, mit dem Pianisten, Arrangeur und Produzenten Fritz Maldener Jazz zu spielen, meist im klassischen Trio mit wechselnden Bassisten, aber auch in Quartetten und Quintetten, etwa mit Emil Mangelsdorff oder anderen Koryphäen der westdeutschen Jazz-Szene. Für eine Weile mag es so ausgesehen haben, als ob die Musik zum Beruf wird, doch mit dem Eintritt in die neue gruppe saar 1961 ist die Professionalisierung in der bildenden Kunst fixiert. Für die frisch gegründete Familie bildet die Arbeit als Kunsterzieher an verschiedenen Gymnasien in Homburg und Saarbrücken ein solides Fundament, doch die Ambitionen in der Kunst gehen weit darüber hinaus. Jenseits der regionalen Aktivitäten werden Kollegen wie Hermann Goepfert und Günter Dohr hilfreich und platzieren Horst Linn im Umfeld von Konstruktivismus und Zero; eine Vielzahl von Ausstellungen und Beteiligungen machen den Bildhauer bundesweit bekannt.
Das Werk von Horst Linn reflektiert industrielle Produktionsprozesse und überführt sie in farbige Skulpturen, seine Kunst ist also post-industriell. Das ist im Ruhrgebiet früher erkannt worden als im Saarland, und so geht er konsequenterweise Mitte der 1970er Jahre dorthin, betreibt ein Atelier in Unna und wird 1976 Professor für dreidimensionale Gestaltung am Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund – eine Position, die er bis zur Pensionierung 2001 innehat. Große Ausstellung im Ruhrgebiet folgen, aber die Verbindung zum Saarland reißt ebenfalls nicht ab; zeitlebens bleibt er der genossenschaftlichen Galerie St.Johann und dem Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis verbunden. Ab 1982 wird Anne Voss seine Galeristin und Lebensgefährtin – und ja, Jazz wird weiterhin gespielt, auch mit Fritz Maldener bis zu dessen Tod 2011 sowie mit dem Dortmunder Architekten Eckhard Gerber. Am 30. März 2025 ist Horst Linn plötzlich und völlig unerwartet in Dortmund gestorben.
Rolf Sachsse, seit 1980 Freund und Kollege
Horst Linn
„Linn“ – wie eine Synkope auf der Floor Tom kam der Name aus dem Telefon, wenn man ihn anrief. Meist ging es nach dem Gegengruß mit einem „Joo“ weiter, das dem linkshändigen Wischen mit dem Besen auf der Snare Drum bei einer Ballade à la Chet Baker entsprach. Horst Linn war durch und durch Jazzmusiker, auch in seiner Kommunikation mit Freunden und Kollegen – aber was er am liebsten spielte, war Bebop oder Cool Jazz, das musikalische Signet seiner saarländischen Szene. Und: Im Prozess des Machens wie in der Wirkung der Resultate sind sich seine Musik und seine Bildhauerei immer nah gewesen, haben einander bedingt, als Kunst wie als Lebensform.
Sein Werk ist gut dokumentiert, daher hier nur einige Hinweise zu seinem Weg. Am 14. Juni 1936 im saarländischen Friedrichsthal geboren, wächst Horst Linn in München auf. Ab 1946 wieder im Saarland, studiert er von 1956 bis 1961 an der staatlichen Werkkunstschule Saarbrücken sowie an der Universität des Saarlandes. In der Kunst nennt er als seinen wichtigsten Lehrer den Maler Karl Kunz, in der Kunstgeschichte ist es Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, in der Philosophie Hermann Krings – dieser lehrt nicht nur eine „Einheit aus Logik und Metaphysik“, sondern befasst sich auch mit den Wertkategorien der Filmkritik. All das formt sich bei Horst Linn zu einem außerordentlich komplexen Weltbild, dem er ein Leben lang nachspüren wird.
Während der Studienzeit beginnt Horst Linn, mit dem Pianisten, Arrangeur und Produzenten Fritz Maldener Jazz zu spielen, meist im klassischen Trio mit wechselnden Bassisten, aber auch in Quartetten und Quintetten, etwa mit Emil Mangelsdorff oder anderen Koryphäen der westdeutschen Jazz-Szene. Für eine Weile mag es so ausgesehen haben, als ob die Musik zum Beruf wird, doch mit dem Eintritt in die neue gruppe saar 1961 ist die Professionalisierung in der bildenden Kunst fixiert. Für die frisch gegründete Familie bildet die Arbeit als Kunsterzieher an verschiedenen Gymnasien in Homburg und Saarbrücken ein solides Fundament, doch die Ambitionen in der Kunst gehen weit darüber hinaus. Jenseits der regionalen Aktivitäten werden Kollegen wie Hermann Goepfert und Günter Dohr hilfreich und platzieren Horst Linn im Umfeld von Konstruktivismus und Zero; eine Vielzahl von Ausstellungen und Beteiligungen machen den Bildhauer bundesweit bekannt.
Das Werk von Horst Linn reflektiert industrielle Produktionsprozesse und überführt sie in farbige Skulpturen, seine Kunst ist also post-industriell. Das ist im Ruhrgebiet früher erkannt worden als im Saarland, und so geht er konsequenterweise Mitte der 1970er Jahre dorthin, betreibt ein Atelier in Unna und wird 1976 Professor für dreidimensionale Gestaltung am Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund – eine Position, die er bis zur Pensionierung 2001 innehat. Große Ausstellung im Ruhrgebiet folgen, aber die Verbindung zum Saarland reißt ebenfalls nicht ab; zeitlebens bleibt er der genossenschaftlichen Galerie St.Johann und dem Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis verbunden. Ab 1982 wird Anne Voss seine Galeristin und Lebensgefährtin – und ja, Jazz wird weiterhin gespielt, auch mit Fritz Maldener bis zu dessen Tod 2011 sowie mit dem Dortmunder Architekten Eckhard Gerber. Am 30. März 2025 ist Horst Linn plötzlich und völlig unerwartet in Dortmund gestorben.
Rolf Sachsse, seit 1980 Freund und Kollege
Galerie Anne Voss © 2025, Impressum/Datenschutz
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